Häufig wird zur Methode einer rein rationalen Konfliktlösung geraten. Darunter versteht man eine bewusste Kontrolle der Verhaltensimpulse der Konfliktparteien. Ziel dieses Konzeptes ist es, „vernünftig“ die Ursachen des Konflikts zu untersuchen und entsprechende Lösungsmöglichkeiten logisch konsequent zu erarbeiten.
Doch in der Praxis müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass ein Konflikt erst als „gelöst“ gelten kann, wenn alle Beteiligten dies auch so wahrnehmen. Damit wird rasch klar, dass es sich hierbei niemals nur um rein rationale Vorgänge handeln kann.
Konfliktparteien akzeptieren eine Lösung nicht einfach durch die rationale Neuordnung der Konfliktmotive. Erst die grundlegende Verwandlung der Motive und die Veränderung der Sichtweisen bringen uns einer Lösung näher. Das gemeinsame Aushandeln von – nicht nur rationalen – Strategien und die oft mühsame und zeitaufwändige Formulierung eines Konsenses deuten darauf hin, dass sich die gegenseitigen Einstellungen annähern.
„Rational“ bedeutet hier, dass man systematisch nach vereinbarten Regeln vorgeht, die Erwartungen und Bedürfnisse verbalisiert und damit allen Konfliktparteien zugänglich macht. Mit einer gewissen Kontrolle der Gefühlsprozesse versucht man, eine „vernünftige“ Lösung zu entwickeln. Aber Rationalität ist immer nur ein Werkzeug in einem Prozess, der sich wesentlich komplexer entwickelt.