Mythos 4: „Lösungen“ müssen mit Druck erzwungen werden

Am ungünstigsten sind erzwungene „Lösungen“. Man könnte diese auch als eine Untergruppe der intuitiven Konfliktbewältigung verstehen. Bei starken Hierarchien und Machtungleichheit (Schule) passiert es oft, dass der Stärkere seine Macht dazu benützt, bestimmte Regelungen zu erzwingen. Ein solches Verhaltensmuster ist zunächst für den Stärkeren erfolgreich. Man kann die Durchsetzung der eigenen Interessen durch Einsatz von Gewalt geradezu als „die typische Form der Konfliktregelung“ beobachten.

Nimmt man alle am Konflikt beteiligten Personen als Gleichberechtigte wahr, muss man jedoch erhebliche Bedenken anmelden. Bei der gegnerischen Konfliktpartei entstehen massive Frustrationen und Kränkungen, für die Zukunft ergeben sich gefährliche Konfliktpotentiale. Besonders Jugendliche lernen aus diesem Modellverhalten, wie man ein Machtgefälle rigoros für sich ausnutzen kann. Durch den Einsatz von Macht und die Androhung von Strafen kommt es zu einer oberflächlichen Hemmung bestimmter Verhaltensweisen. Die eigentliche Zielsetzung des Gegenübers kann mit dieser Maßnahme kaum verändert werden. Stattdessen werden die Schwachstellen des Gegners gesucht, die Auseinandersetzung verlagert sich dadurch bloß in einen anderen Verhaltensbereich.

Der Einsatz von Macht und Gewalt bei Konflikten ist nicht nur bei Jugendlichen zu vermeiden.

Was sind die Argumente der Ablehnung von Gewalt und Macht in der Konfliktlösung?

  • Die Durchsetzung eigener Interessen durch Gewalt liefert vor allem bei jungen Menschen ein negatives Verhaltensmodell.
  • Der Einsatz von Macht führt lediglich kurzfristig zum Erfolg. Bei den Betroffenen entwickeln sich eine Kränkung und eine Verteidigungshaltung, die eine weitere Zusammenarbeit sehr erschwert. LehrerInnen mit einem einseitigen Führungsstil wundern sich zuweilen, warum im Laufe der Zeit immer mehr Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit entstehen und Unnachgiebigkeit, heftiger Ärger oder Interesselosigkeit auftreten. All das sind Symptome dafür, dass Konflikte in der Vergangenheit nicht aufgearbeitet wurden.

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